Der Mann, der mit einem Känguru spricht und nach eigenem Bekunden sehr viel Geld mit kapitalismuskritischen Büchern verdient, schreibt auch Geschichten für Kinder. Zu den besten, die Marc-Uwe Kling sich ausgedacht hat, gehört ganz sicher „Das NEINhorn“.
Das liegt schon allein daran, dass diesem genialen Bilderbuch ein geradezu paradox anmutendes Kunststück gelingt: Es begeistert sowohl Menschen, die von dem ganzen Einhornmerchandising langsam echt genervt sind (mich), als auch Menschen, die vom Einhornpulli bis zum Einhornlolli alles lieben, was irgendwie einhornig aussieht (meine vierjährige Tochter).
Beide finden in der Geschichte diverse Möglichkeiten, sich mit den Protagonisten zu identifizieren. Das NEINhorn lässt keinen Zweifel daran, dass ihm das lilaliebe Zuckerwattengetue der anderen Einhörner gehörig auf den Senkel geht. Gleichzeitig hat es viel mit normalen Kindern gemeinsam: Es sagt leidenschaftlich gern Nein, daher der Name, und es ist aus Überzeugung bockig.
Mit diesen beiden Eigenschaften ausgestattet, geht es auf die Reise und trifft ähnlich querulantische Weggefährten. Dabei kommt deutlich rüber: Es ist völlig okay, miesgelaunt, unangepasst und widerborstig zu sein, bringt zusammen mit Freunden aber deutlich mehr Spaß als allein.
Die Leser dürfen sich außerdem über kluge und witzige Sprachspiele amüsieren. So wird der Waschbär zum WASbär, weil er immer „Was?“ sagt, und die Königstochter zur KönigsDOCHter, weil – nein, mehr wird nicht verraten. Den verbalen Schlagabtausch „Nein!“, „Doch!“, „WAS?“ mit Kindern zusammen laut vorzulesen, die eigentlich noch gar nicht selbst lesen können, macht richtig gute Laune – ob es dem NEINhorn nun passt oder nicht. (Silke Fokken)
Das Buch kostet 13 € und wird für Kinder ab 3 Jahren empfohlen, die schon eine gewisse Ausdauer beim Zuhören besitzen sollten. Dafür werden sie sich köstlich amüsieren. C.P.